Sehr geehrter Herr Pascal Alter !
Journalisten sollen Mythen hinterfragen und an Legenden kratzen. War die deutsche Wehrmacht sauber? Ist es wirklich "alternativlos", systemrelevante Banken zu retten? In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL hat es Günter Wallraff erwischt. Seine Undercover-Reportagen aus den Kellergeschossen der Gesellschaft haben unzählige Journalisten geprägt. Ich habe bewundert, wie Wallraff mir als Türke Ali gezeigt hat, was Biss und langer Atem bedeuten. Sein Name war quasi Synonym für Investigation. Meine Kollegen Sven Becker, Sebastian Kempkens und Fidelius Schmid beschreiben im SPIEGEL nun eine andere Seite Günter Wallraffs. Man könnte sie seine kapitalistische nennen eine Seite, die viele so wohl kaum für möglich hielten. Die Geschichte beginnt auf einer Bühne in der Essener Fußgängerzone, wo Wallraff vor Kurzem berichtete, wie er die Missstände bei Burger King aufgedeckt hatte. Er wolle keine Marktverzerrung betreiben, so der Journalist, aber McDonald s habe seit Jahren "die besseren Standards". Warum dieses Lob? "Menschenrechtsverletzungen", wie Wallraff sie Burger King vorwarf, gibt es die nicht auch bei der Konkurrenz? Was kaum einer wusste, beschreibt diese Geschichte: Wallraff arbeitete vor einigen Jahren eng mit McDonald s zusammen. Er trat auf Veranstaltungen und in Schulungsvideos des Burger-Bräters auf - und erhielt dafür Spenden für seine Stiftung.
Empfehlen möchte ich Ihnen auch das Porträt über Bernd Lucke, den Gründer der Partei Alternative für Deutschland (AfD). Lucke bittet neuerdings ins Private; er empfing meine Kollegin Barbara Supp unter der rot-orange gemusterten Hängelampe am Wohnzimmertisch in Winsen südlich von Hamburg. Lucke, ein Wirtschaftsprofessor im Strickpullover, den die Wut auf die Euro-Rettung zum Politiker machte, hat im Moment einige Mühe, seine Partei zusammenzuhalten. In ihr tummeln sich besorgte Kleinsparer, Burschenschaftler, Ex-FDPler, Bürgerrechtler und Sarrazin-Fans. Auf AfD-Veranstaltungen fordern junge Männer mitunter mitten in der Debatte, mal "kraftvoll" das Deutschlandlied anzustimmen. Der brave Lucke will zu dem leicht kruden Gemenge seiner Partei nicht so recht passen und schafft es doch immer wieder, die Anhänger zu begeistern. Etwa wenn er von den "Entartungen" der Demokratie spricht.
Er könne bis heute nicht viel mehr als E-Mails lesen, beteuert Jack Ma gern. Dem chinesischen Internetunternehmer wird das kaum jemand glauben. Allein mit dem Lesen von E-Mails hätte es Ma mit seiner Firma Alibaba kaum in den Nukleus des Kapitalismus geschafft, an die New Yorker Börse. Was der bevorstehende Börsengang des chinesischen Online-Händlers Alibaba bedeutet, beschreibt China-Korrespondent Bernhard Zand.
Viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen
Nils Klawitter
SPIEGEL-Redakteur
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