Sehr geehrter Herr Pascal Alter!
Am kommenden Sonntag wählen die Menschen in Venezuela ein neues Parlament, und erstmals seit 16 Jahren zeichnet sich ab, dass es der Opposition gelingen könnte, die Macht der regierenden Sozialisten um Präsident Nicolás Maduro zu schwächen, mit demokratischen Mitteln. Eine Sensation. Denn das Regime hatte sich in der Vergangenheit immer wieder auf die Revolution berufen, auf deren Notwendigkeit. Wie macht man also eine Revolution gegen die Revolution? Das ist die Frage, die Marian Blasberg, mein in Brasilien lebender Kollege, beantwortet. Und er erzählt dazu unter anderem die aufregende Geschichte von Antonio Ledezma, Bürgermeister der Hauptstadt Caracas, einem Mann, der den Aufstand wagte. Und der dafür einen hohen Preis zahlen musste: Ledezma wurde im Februar von rund 60 Männern, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren, aus seinem Büro verschleppt und eingesperrt. Die Vorwürfe: Bildung einer kriminellen Vereinigung und Konspiration gegen die Republik. Nun wird man sehen, ob das Land sich nach den Wahlen ändern wird.
Meine Schwiegermutter ist erstens wunderbar, zweitens hat sie inzwischen einen Thermomix. Das ist eine Küchenmaschine, die dämpft und kocht, Obst püriert und Teig knetet - dieses Ding kann eigentlich alles, nur nicht in den Supermarkt fahren. Wohl aber ein Dessert: Meine Schwiegermutter hat damit Zabaione zubereitet, sie hatte die Zutaten oben hineingekippt, auf einen Knopf gedrückt, und irgendwann war die Creme fertig; ganz von allein. Das neueste Modell, über das mein Kollege Manfred Dworschak schreibt, trägt den Namen TM5. Der Hersteller Vorwerk hat bis jetzt bereits mehr als eine Million Geräte verkauft. Wer jeden Tag ein Essen für die Familie auf den Tisch stellen muss, freut sich: Der Thermomix spart Zeit, der Reis gelingt garantiert. Meine Frau meinte nach der Zabaione, sie wünsche sich nun von mir möglicherweise einen Thermomix, zum Geburtstag etwa. Sie ist aber dann doch davon abgerückt - weil Kochen, wie sie sagt, mit Riechen, Schmecken, Anfassen zu tun haben muss. Und selbst wenn sich meine Frau solch einen Apparat gewünscht hätte, bekommen hätte sie ihn nicht: Das Ding kostet 1109 Euro.
Als ich vor zwei Wochen zum ersten Mal das neue Lied der Rockband Coldplay im Radio hörte, wurde mir fast schlecht. "Adventure of a Lifetime" heißt die Single, viereinhalb Minuten Gute-Laune-Elektro-Gedudel. Ich fand Coldplay früher gut, sie haben alternativen Rock gemacht: simpel, eingängig, die Musik war die Botschaft. 2005 habe ich ein Konzert besucht, die Band spielte auf einem Parkplatz vor dem Volksparkstadion in Hamburg, das war stimmig. Kommenden Sommer wird Coldplay in Hamburg in der Arena auftreten, und das Konzert ist bereits ausverkauft. Aber der Sänger Chris Martin geht mir heute furchtbar auf die Nerven: dieses Pathos, diese aufgesetzte Freude, das Gutmenschentum. So wie mir geht es vielen. Coldplay sind eine der erfolgreichsten Bands der Welt, aber mittlerweile eben auch eine der meistgehassten. Wie das passieren konnte, beschreibt mein Kollege Philipp Oehmke, der die Band in Hollywood getroffen hat, wo sie ihr neues Album vorstellte. Ich beneide ihn um den Termin! Aber die Platte werde ich mir nicht kaufen.
Viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Maik Großekathöfer
SPIEGEL-Redakteur
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