Sehr geehrter Herr Pascal Alter!
Im neuen SPIEGEL ist zu lesen, was manche Menschen in die Notaufnahme treibt: Eine junge Frau klagt, dass sich ein Ohrring in ihrem Haar verhakt hat; ein Mann, weil er festgestellt hat, dass es sich "komisch" anfühlt, wenn er einen Finger in seinen Bauchnabel steckt. Mein Kollege Steffen Winter beschreibt in seiner Reportage eindrucksvoll, wie eingebildete Kranke den Ärzten, Schwestern und Pflegern Kraft und Zeit rauben und den Kliniken Geld. Für die Mediziner wird es zunehmend schwieriger, sich angemessen um echte Notfälle zu kümmern, um Menschen in Lebensgefahr. Winters Text zeigt: Die Notaufnahme ist selbst zum Notfall geworden.
Wenige Jahre nachdem im afghanischen Kunduz unter dem Schutz deutscher und internationaler Truppen ein wenig Stabilität eingekehrt war, nahmen Ende September die Taliban die Stadt für gut zwei Wochen ein. Sie zerstörten so auch die Hoffnung der Menschen auf ein sicheres Leben nach Jahrzehnten des Krieges, wie SPIEGEL-Reporterin Susanne Koelbl in ihrer Analyse feststellt. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die verstehen wollen, warum sich so viele Afghanen auf den Weg nach Europa machen.
Eine Geschichte im neuen Heft hat mich besonders berührt, weil sie vom ersten Kunstwerk erzählt, an das ich eine Kindheitserinnerung habe: von der Totenmaske des Pharao Tutanchamun. Die ist so berühmt, dass eine bloße Nachbildung mich und meine Eltern Anfang der Neunziger ins Hildesheimer Roemer-Pelizäus-Museum lockte. Jetzt ist die echte Goldmaske, wie mein Kollege Guido Mingels schreibt, in Kairo von einem deutschen Restaurator mit unglaublichem Aufwand restauriert worden. Tutanchamun war im Grunde lediglich der Bart verrutscht - doch in die kunstgerechte Reparatur flossen Monate mühseliger Kleinarbeit. Gut so, sagt Mingels: weil die Maske mehr ist als nur goldene Pracht und weil in unserem Umgang mit dem Weltkulturerbe sichtbar wird, was Zivilisation ausmacht - gerade in Zeiten, in denen IS-Terroristen in Syrien die Kulturstätten ihres Landes zerstören.
Viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen
Ihre Charlotte Klein
SPIEGEL-Redakteurin
SPIEGEL-Redakteurin
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