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Colette Gradwohl |
Stellvertretende Chefredaktorin |
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Liebe NZZ-Leserin, lieber NZZ-Leser |
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Nehmen wir die neue Woche in Angriff. Was auch immer sie bringen mag: Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat. Angestossen durch diese Worte des deutschen Mathematikers und Aphorismen-Schreibers Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) möchte ich Ihnen aus dem reichen NZZ-Angebot an Themen zum Nachdenken heute zwei ganz besonders ans Herz legen: Das erste ist mindestens auf den ersten Blick für jedermann ein naheliegendes – es geht ums Essen. Kann denn Speise Sünde sein?, fragt Claudia Mäder und führt vor Augen, wie wir in Teufels Küche kommen, wenn wir unser Essen mit Moral anreichern. Hunger und Durst sind die basalsten Triebe des Menschen – und die Aufnahme von Speisen «der zentralste, wenn auch verborgenste Vorgang der Macht». So jedenfalls charakterisierte Elias Canetti in «Masse und Macht» den «rätselhaften» Prozess des Essens, den wir dauernd in grösster Selbstverständlichkeit vollstrecken. Nüchtern und biologisch betrachtet, ist nicht zu leugnen, dass der Mensch von der Energie anderer Existenzen lebt. Aber führt es zum Ziel, den Hunger nach Sinn mit Esswaren zu stillen?
Dann doch gleich zur Krise der Wahrheit. Dass es diese gibt, leitet der Schriftsteller und Publizist Boris Schumatsky in seinem Gastkommentar her. Gemäss der Philosophie der Postmoderne ist die Wirklichkeit nicht einfach nur real, sondern sozial und sprachlich vorgeprägt. Das führe dazu, dass die Wahrheit immer mehr zur Disposition gestellt werde. Schumatsky schreibt: «Das ist der postmoderne Pop – Tatsachen nicht von Lügen unterscheiden zu wollen.» |
Was heute wichtig ist |
In Österreich triumphiert die rechtspopulistische FPÖ auf Bundesebene. Ihr Kandidat Norbert Hofer hat mit 36,4 Prozent überraschend deutlich die erste Runde der Bundespräsidentenwahl gewonnen. Im zweiten Wahlgang trifft Hofer auf den ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen. Zum Kommentar
In Serbien gewinnt Vucics regierende Fortschrittspartei deutlich. Nach Auszählung von über 80 Prozent der Stimmen erreichte die SNS über 50 Prozent und damit eine satte absolute Mehrheit, wie die Wahlforschungsgruppe Cesid berichtete. Die bisher mitregierenden Sozialisten landen mit rund 12 Prozent weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz.
Obama verteidigt in Hannover das TTIP. Das umstrittene Freihandelsabkommen senke nicht Standards im Arbeitsrecht und Konsumentenschutz, sondern festige sie, sagte Barack Obama. Zur Eröffnung der weltgrössten Industriemesse, deren Gastland die USA sind, lobte Obama Kanzlerin Merkel für ihre Flüchtlingspolitik.
Ein Jugendlicher soll in Australien einen Terroranschlag am heutigen Nationalfeiertag Anzac Day geplant haben. Der 16-Jährige aus dem Westen von Sydney wurde am Sonntag, einen Tag vor den landesweiten Gedenkzeremonien, von der Polizei festgenommen. Er soll von der Terrormiliz Islamischer Staat inspiriert worden sein.
In Mexiko folterte die Polizei im Fall der 43 verschwundenen Studenten wahrscheinlich Verdächtige. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte. Demnach wiesen 17 Personen entsprechende Verletzungen auf. Der Bericht beschuldigt die Polizei zudem der gezielten Kollaboration mit dem organisierten Verbrechen.
Die Young Boys vertagen die Meisterfeier des FC Basel. Die Berner besiegten den FCZ am Sonntag 3:0. Gegen Vaduz zeigt sich der designierte Meister nicht so dominant und vergibt sogar Punkte. Die Partie endet in einem torlosen Unentschieden.
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Was wir im Auge behalten |
Im Prozess gegen Deutsche-Bank-Manager Fitschen wird das Urteil erwartet. Für die Angeklagten Jürgen Fitschen und vier ehemalige Manager des Frankfurter Instituts wird mit einem Freispruch vom Betrugsvorwurf gerechnet. Bereits vor einem Jahr zum Prozessbeginn war klar, dass die Wahrheitsfindung sehr schwer werden würde. Das Urteil soll um 9 Uhr 30 verkündet werden
Barack Obama hält in Hannover eine Rede zur Aussenpolitik. Am zweiten Tag seines Deutschland-Besuchs gibt es zudem einen Minigipfel mit Kanzlerin Merkel, Grossbritanniens Premier Cameron, Frankreichs Präsident Hollande und Italiens Regierungschef Renzi. Update gegen 10 Uhr erwartet
In Spanien startet König Felipe VI. eine neue Konsultationsrunde zur Regierungsbildung. Wenn sich in den zweitägigen Gesprächen mit den Parteiführern keine Mehrheit für eine neue Regierung abzeichnet, wird der Monarch das Parlament auflösen und Neuwahlen für den 26. Juni ansetzen. Update gegen Mittag erwartet
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Auf nzz.ch/briefing halten wir diesen Nachrichtenüberblick von 6 bis 24 Uhr stets aktuell. |
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Islamischer Staat: Wenn das Töten nicht ausreicht. Unser Verständnis vom Jihadismus ist gefährlich bruchstückhaft, wie Nicolas Hénin glaubt. Der Journalist weiss, wovon er spricht – er befand sich zehn Monate lang in Gefangenschaft des IS. Kommentar von Daniel Steinvorth Zum Artikel |
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Skandal in den Niederlanden: Hotline für Erdogan-Beleidigungen. Nach Deutschland scheint der türkische Staatschef Erdogan seine Kritiker auch in den Niederlanden gerichtlich verfolgen zu wollen. Das türkische Konsulat forderte die Diaspora auf, Beleidigungen zu melden. Zum Artikel |
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Rechtsanwälte und neue Technologien: Der Jurist im digitalen Holozän. Der britische Jurist und Informatikspezialist Richard Susskind vertritt die These, dass die Bedeutung der Juristen im digitalen Zeitalter abnehme. Zum Artikel |
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Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. |
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Colette Gradwohl Stellvertretende Chefredaktorin |
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