środa, 17 września 2008

Medienmacht und...

Medienmacht und Widerspruchserfahrung

herausgegeben von

Peter Bathke, Hermann Kopp

und Werner Seppmann

153 S., broschiert, P

AHL-RUGENSTEIN, 978-3-89144-395-8 12,90 Euro

Fragt man nach den Gründen der Verbreitung und des Einflusses der neoliberalen Ideologie in

den sozialen Auseinandersetzungen der jüngsten Zeit, so stößt man unweigerlich auf die Rolle

der Massenmedien. Ohne die aktive Mithilfe des Medienapparates könnte die Ideologie der

Deregulierung und des ungebremsten Marktes nicht so tief in das allgemeine Bewusstsein

eindringen. Jedoch wäre die geistige Formierung nicht so leicht möglich, hätten die verbreiteten

»Lösungsvorschläge« nicht auch für die Krisenopfer einen Schein von Plausibilität.

Im Rahmen der bestehenden Macht- und Ohnmachtsverhältnisse gelingt es dem Medienapparat

zwar meist, das letzte (der Realität und der Wahrheit widersprechende) Wort zu behalten.

Mangels Alternativen werden seine »Sprachregelungen« übernommen. Doch werden dadurch

die alltäglichen Widerspruchserfahrungen nicht suspendiert. Die Manipulationsapparate sind

also nicht allmächtig. Darin liegt die Chance sozialer Aufklärungsprozesse und politischer

Selbstbestimmung, zu denen auch die Projekte einer medialen Gegenwehr gehören.

Gegenstand des Buches sind nicht nur eine Bestandsaufnahme der weltweiten Konzentration

der Medienapparate in den Händen der Machteliten, der Kampf um die kulturelle Hegemonie

sowie die aktuellen Formen der Manipulationsstrategien in der täglichen Berichterstattung.

Gefragt wird auch nach den Durchsetzungschancen kritischer Sichtweisen: Alternative

Internetmedien zeigen auf, wie es gelingen kann, die ideologische, mediengestützte Hegemonie

der Herrschenden aufzubrechen.

Dieser Band basiert auf Beiträgen zu einer am 21. und 22. Oktober 2006 gemeinsam von der

Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW und der Marx-Engels-Stiftung in Wuppertal organisierten

Tagung über »Medienmacht und Widerspruchserfahrung«.

Inhalt

Bernd Hamm:

Medienmacht – wie und zu wessen Nutzen unser Bewusstsein gemacht wird

Werner Seppmann:

Medienbewusstsein und Widerspruchserfahrung

Peter Bürger:

Die Überbaubasis. Zur Kritik der Massenkultur und des Kriegsmarketings der

Unterhaltungsindustrie

Gitta Düperthal:

Die alltägliche Medienmanipulation. Oder: Warum es wieder einen linken Journalismus

geben muss!

Karin Leukefeld:

Über Medien in Zeiten des Krieges

Hans-Dieter Hey:

Alternative Medien – Hürden und Chancen

Wolfgang Lieb:

Besser nachdenken: www.nachdenkseiten.de

Gisela Notz:

Gegenöffentlichkeit statt Mitmacht.

Alternative Zeitungen und Zeitschriften der »Neuen

Frauenbewegungen«.Entstehungsgeschichten, Beispiele, Konzepte

Mag Wompel:

LabourNet Germany: Unterdrückte Nachrichten im Netz. Über die Nutzung elektronischer

Medien für journalistische Gegenmacht

Rezension

Medienkritik

Beilage zur Leipziger Buchmesse

Neues Deutschland, 13.03.2008

Von Hanno Harnisch

Was könnte die neoliberale Ideologie in den sozialen Auseinandersetzungen bewegen, ohne

aktive Schützenhilfe eines allmächtigen Medienapparates? Es würde den Adepten der Deregulierung

und des allmächtigen Marktes weitaus schwerer fallen, wenn nicht sogar unmöglich

werden, tief in das allgemeine Bewusstsein einzudringen. Doch wo ist eine breite und kritische

Gegenöffentlichkeit? Wie ist eine Gegenartikulation möglich? Wer sind ihre Träger? Wie kann

man die – vermeintliche – Almacht der Manipulationsapparate brechen?

Viele Fragen wurden aufgeworfen, interessante Antwortversuche gegeben auf einer

gemeinsamen Konferenz der Rosa–Luxemburg–Stiftung NRW und der Marx–Engels–Stiftung in

Wuppertal, deren

Beitrag jetzt im vorliegenden Bändchen versammelt wurden. Die übergreifende These:

Manipulationsapparate sind nicht allmächtig. Soziale Aufklärungsprozesse haben eine Chance,

politische Selbstbestimmung ist möglich, Projekte einer medialen Gegenwehr vorhanden.

Bernd Hamm, Soziologe der Universität Trier, untersucht „Medienmacht – wie und zu wessen

Nutzen unser Bewusstsein gemacht wird". Mit einer Fülle von Informationen (und Fußnoten)

weist er nach,, dass Medien von einem Organ, das die Mächtigen kontrollieren sollte, „zu einem

Instrument in ihren Händen geworden sind". Am Beispiel des Kriegs gegen Irak zeigt er die

Mechanismen von Manipulation und Desinformation. „Medien in Zeiten des Krieges" ist auch der

Ansatz von Karin Leukefeld, die ja auch im ND vielfach vor Ort aus dem Nahen Osten und aus

Irak berichtet. Viele Journalisten seien in Kriege nicht mehr nur „eingebettet", sondern

„eingepflanzt". Unabhängige Berichterstattung ist zur absoluten Ausnahme geworden. Vom

letzten Libanon–Krieg objektiv zu berichten, sei eine „schier unlösbare Aufgabe" gewesen.

Der Theologe und Medienwissenschaftler Peter Bürger (Autor des Buches: „Bildermaschine für

den Krieg. Das Kino und die Militarisierung der Weltgesellschaft") stellt sehr beispielkräftig die

Kollaboration von Kriegs– und Filmindustrie dar.

Weitere Beiträge bieten interessante Internetalternativen (www.nachdenkseiten.de von

Wölfgang Lieb) oder der Zeitschriften (Gisela Notz über „neue Frauenbewegungen"). Fazit:

Widerspruch ist möglich, er muss nur erhoben (und gehört!) werden.

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