Sehr geehrter Herr Pascal Alter !
Für Billy Idol bin ich zu jung: Sein Hit "Dancing With Myself" erschien das erste Mal 1980, lange vor meiner Geburt. Als ich Punkrock entdeckte, da galten CDs bereits als unhandlich, und auf MTV dudelte Werbung für Klingeltöne. Mein Kollege Philipp Oehmke hat den Rockmusiker Billy Idol nun in Los Angeles besucht, um den 58-Jährigen zu seiner Biografie zu befragen. Die beiden sprechen über Idols Heroinsucht, über Stripperinnen und seinen schweren Motorradunfall. Irgendwann erzählt der Sänger, wie ihn die Anonymen Alkoholiker überredet hätten, sich als sexsüchtig zu outen. Es ist ein irres Gespräch, ein verrückter Kerl, und gerade deshalb ist dieser Text empfehlenswert.
"Zu fällen einen schönen Baum / Braucht's eine halbe Stunde kaum" - so haben wir es in der Schule auswendig gelernt. Wer wissen möchte, wie lange es tatsächlich dauert, sollte einmal "tree harvester"-Videos googeln: Tonnenschwere Erntemaschinen greifen und zersägen Stämme innerhalb von Sekunden. Der deutsche Wald, romantisch verklärt, ist längst das Reich der Förster; Bäume sind in ihren Augen vor allem Rohstoff. Wissenschaftsredakteur Manfred Dworschak erzählt, wie Regierung und Umweltverbände den Wald wieder wuchern lassen wollen - sehr zum Verdruss der Besitzer. Dworschak beschreibt eine faszinierende Wildnis, in der Pilze von innen heraus Buchen sprengen und Spechte mehrstöckige Höhlensysteme in Stämme meißeln - eine "Serengeti der Schnecken, Schwebfliegen und Schleimpilze".
Ganz ungefährlich ist allerdings auch der deutsche Wald nicht. Im Geäst lauert der größte Feind des Joggers: die Zecke. Ihr Biss kann schlimme Krankheiten übertragen. Das musste auch Thomas Wolf lernen, als er vor der Polizei davonrannte. Wolf war einer der meistgesuchten Verbrecher Deutschlands. Bei einer seiner wilden Fluchten infizierte ihn vor Jahren eine Zecke mit Borreliose. Nun klagt der 61-Jährige abermals über Herzrasen, Schwindel und Schweißausbrüche. Wird er nicht ausreichend behandelt, könnte es schlimm für ihn enden. So mancher vermutet allerdings, dass Wolf simuliert und sich solcherart aus dem Gefängnis mogeln will. Mein Kollege Matthias Bartsch beschreibt, wie Wolf immer wieder bluffte und trickste, wie er sogar seine Freundin sieben Jahre lang täuschte. Bis 2028 kann er längstenfalls noch eingesperrt bleiben. Es sei denn, er erhält die richtige Diagnose.
Lesen Sie diese (und die anderen) Geschichten, die Lektüre lohnt sich, finde ich. Und ich wünsche Ihnen viel Spaß damit.
Laura Höflinger
SPIEGEL-Redakteurin
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