Liebe Leserin, lieber Leser!
Einen Scoop nennen es Journalisten, wenn ein Kollege eine Nachricht ausgegraben hat, die über Tage die Schlagzeilen der Medien beherrscht. Mit seiner Enthüllung des Machtkampfs zwischen den Granden des VW-Konzerns, Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn, ist meinem Kollegen Dietmar Hawranek ein echter Scoop gelungen: In dieser Woche beschreibt er, wie im Konzern bereits um die Nachfolge des angeschlagenen VW-Vorstandsvorsitzenden Winterkorn und um die zukünftige Führungsstruktur des Autogiganten gerungen wird. Selbst die Kritiker in den Familien des mächtigen Porsche-Clans akzeptieren laut Hawranek, dass Piëch "über den meisten Unternehmergeist in der Sippe verfügt - gepaart mit einer Durchsetzungskraft, die gelegentlich frösteln lässt". Was den Aufsichtsratsvorsitzenden Piëch dazu bewogen hat, Winterkorn mit einem einzigen Satz zu demontieren, lesen Sie in der aktuellen Geschichte.
Die Bilder sind verstörend. Im sandigen Erdboden liegen die freigelegte Augenhöhle eines Schädels und eine Reihe weißer Zähne, die aussehen wie frisch geputzt. Daneben ein Häufchen Knochen und die Reste eines Brustkorbs. Manchmal drängt die Vergangenheit mit großer Wucht zurück ins Bewusstsein. Die Reportage meiner Kollegen Alexander Smoltczyk und Maurice Weiss, der die Fotos gemacht hat, ist eine bewegende Dokumentation der Zeitgeschichte. Sie haben die Arbeit von "Umbettern" begleitet, die allein im vergangenen Jahr die Knochen von 32.000 Weltkriegssoldaten ausgegraben und registriert haben. Auf ihrem Rückzug hat die Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hastig Massengräber ausgehoben, um die gefallenen Soldaten darin zu begraben. Im polnischen Redczyce führte der Hinweis einer Frau zu einem der unzähligen Weltkriegsfriedhöfe. Sie hatte einen Brief geschrieben, weil sie die Leichen der erschossenen Soldaten, die halb nackt an den Straßen lagen, nicht vergessen konnte. Damals war sie sechs Jahre alt gewesen. "Manchmal findet sich ein Grabzettel, oft in einer Flasche mit ins Grab gegeben", schreibt Smoltczyk, "oder eine Erkennungsmarke der Wehrmacht." Nur rund ein Drittel der Kriegstoten kann identifiziert werden.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Sex im Alter keine große Rolle mehr spiele. Knapp zwei Drittel der befragten 74-jährigen Männer hielten einer Studie der Uni Rostock zufolge Sex für wichtig oder sogar für sehr wichtig. Auch ein gutes Viertel der gleichaltrigen Frauen hatte demnach noch einiges für Sex übrig. Die Geschichte meiner Kollegen Antje Windmann und Udo Ludwig über die Last mit der Lust im Altenheim hat mich sehr beeindruckt, weil sie einfühlsam mit einem Tabuthema umgeht. Das Leben der Bewohner sei mehr als nur "essen, trinken und schlafen", erzählt eine Sexualbegleiterin, die den älteren Herren zu Zärtlichkeiten und Intimität verhilft. Für Pflegekräfte, ebenso wie für Angehörige, ist der Umgang mit dem Sexualtrieb im hohen Alter manchmal schwierig. So berichtet eine Pflegedienstleiterin von einem Herrn, dem sie Gleitcreme und Pornohefte kaufte - offenbar mit Erfolg: "Der Mann war danach weniger anzüglich und übergriffig."
Viele Fragen und viele Antworten wünscht Ihnen
Ihr Hubert Gude
SPIEGEL-Redakteur
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